Therapie
Die Therapie des Lipödems verfolgt mehrere Ziele. Oberste Priorität ist die Beseitigung bzw. deutliche Minimierung der Beschwerdesymptomatik, um dadurch eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen. Die Beschwerden wie Druck- und Spontanschmerz, Schwellungsneigung und die Disproportion auf ein Minimum zu reduzieren, bzw. im Idealfall eine Schmerzfreiheit zu erreichen, rechtfertigt einen frühestmöglichen Therapiebeginn.
Vorausschauend sollen auch die Folgeschäden des Lipödems vermieden werden. Es muss die Progression (Fortschreiten) der Erkrankung aufgehalten werden.
Im weiteren Krankheitsverlauf kann es zu Mazerationen (Wundscheuern) der Oberschenkelinnenseiten und zu einem zusätzlichen Lymphödem kommen. Infektionen durch Pilze und Bakterien, wie die Wundrose (Erysipel), wären die Folge. Als regelmäßig zu beobachtende Komplikation, bei länger bestehenden Lipödemen, sind die orthopädischen Fehlstellungen wie x-Beine (Genu valgum) und Senkfüsse zu beachten. In ausgeprägten Fällen droht die Immobilität, welche um jeden Preis vermieden werden muss. Die Indikation zum operativen Eingriff wird durch die Beschwerden gestellt, nicht durch das ästhetische Erscheinungsbild.
Eine kausale Therapie des Lipödems ist derzeit noch nicht verfügbar. Es handelt sich somit um symptomatische Maßnahmen, welche je nach Stadium, Typ und Beschwerdesymptomatik individuell erstellt werden müssen.
Kompression und Fettabsaugung
Kompression
Die konservative Therapie ist Bestandteil jeder Lipödem Behandlung und beinhaltet komplexe physikalische Maßnahmen wie Kompressionstherapie, Lymphdrainagen und spezielle Bewegungstherapien.
FEttabsaugung
Die einzige effektive, operative Maßnahme beim Lipödem ist die Fettabsaugung (Liposuktion). Beim Lipödem handelt es sich in der Regel um hochvolumige Fettabsaugungen, welche spezielle Expertise erfordert.
Alternativen
Die komplexen physikalischen Maßnahmen, also die konservative Therapie und die Absaugung des Fettgewebes, also die operative Therapie, sind die einzigen beschwerdelindernden bzw. "heilenden" Maßnahmen. Leider sind viele Patientinnen aufgrund von unseriösen Informationen auf diversen Plattformen verunsichert. Daher sind die häufigsten falschen Gerüchte hier extra nochmals angeführt.
Fett-Weg-Spritze
Lokalisierte Fettpölsterchen können mit der Fett-Weg-Spritze reduziert werden. Beim Lipödem ist diese Methode jedoch auf keinen Fall zu empfehlen. Aufgrund der Größe der Areale wären neben der großen Menge dieser fettauflösenden Substanz sehr viele Sitzungen notwendig, um eine Reduktion der Fettschicht erreichen zu können. Darüber hinaus gibt es keine seriösen, wissenschaftlichen Beschreibungen, welche eine Effektivität der Fett-Weg-Spritze beim Lipödem beschreiben. Es ist auch nicht geklärt, auf welche Weise größere Mengen dieses Medikamentes, welches unter die Haut gespritzt wird, auf den Lymphabtransport Einfluss nehmen.
Kryolipolyse und Radiofrequenz
In der ästhetischen Medizin werden die Kältetherapie (Kryolipolyse) und die Wärmetherapie (Radiofrequenz) benutzt, um eine lokalisierte Vermehrungen des Unterhautfettgewebes zu verringern.
Bei der Kryolipolyse wird ein vakuumgestützer Applikator auf die Haut aufgelegt, welcher das Unterhautfettgewebe in diesem Bereich um bis zu 25% pro Sitzung reduzieren soll. Bei der Radiofrequenz gibt es verschiedene Systeme, welche auf der Grundlage basieren, mittels hohen Frequenzen das Fettgewebe zu erhitzen und somit zum "Schmelzen" zu bringen.
All diese Methoden sind beim Lipödem nicht wirkungsvoll! Größere Fettansammlungen können mit diesen Methoden prinzipiell nicht entfernt werden und die beim Lipödem bestehende Umfangsvermehrung der Beine (und Arme) besteht aus Bau- bzw. Strukturfett. Das reine Speicherfett am Bauch ist in der Regel weicher als die verdickte Fettschicht an den Beinen beim Lipödem. Diese zeigt oft eine Fibrosierung, also einen bindegewebigen Umbau und spricht somit deutlich schlechter auf diese Methoden an.